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Berufsausbildung im dualen System

von H.- D.Zeuschner

Politiker und Wirtschaftsfunktionäre sehen es anders: Massiver Reformbedarf für das duale System der Berufsausbildung

Zufriedenheit hier, Skepsis dort

Der beim „Parlamentarischen Abend der Wirtschaft“ von Abgeordneten und Wirtschaftsfunktionären verbreitete und von der Landeszeitung für die Lüneburger Heide im Beitrag „Plädoyer für bundeseinheitliche Standards“ übermittelte Optimismus wird von namhaften Berufspädagogen generell und angesichts der aktuellen Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt im Besonderen durchaus nicht geteilt.

Die aktuelle Lage in Stadt und Land

Landesweit ist die Zahl der gemeldeten Stellen um 3,1 Prozent zurückgegangen, bundesweit sank das Angebot im Vergleich zum Vorjahr sogar um 4,9 Prozent. Ein Indiz für das zu knappe Ausbildungsplatzangebot: Seit Jahren nimmt z.B. die Zahl der Höheren Handelsschüler an den Berufsbildenden Schulen I Lüneburg stetig zu. Außerdem besuchen zurzeit rund 140 Jugendliche sogenannte berufsvorbereitende Maßnahmen, tauchen also nicht in der Statistik jener Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen, auf. (Vgl. LZ vom 22.10.04)

Reifendruck prüfen

Der Reifendruck wird geprüft. Nicht jeder wird gleich Auszubildender. Es gibt viele Maßnahmen durch die Arbeitsagentur - Bild: kfztech.de

Das duale System selektiert

Um die Ausbildungsplätze herrscht Verdrängungswettbewerb. Abiturienten stellen die Hauptklientel für anspruchsvolle Berufe, sowohl im kaufmännischen Bereich als auch zunehmend, zumeist als Folge der 2. Neuordnung der Berufe, ebenfalls auf dem Sektor Industrie und Handwerk. Hierdurch können die meisten Realschulabsolventen ihre Berufswünsche nicht direkt verwirklichen, mit dem Erfolg, dass sie Ausbildungsverhältnisse in Produktionsbetrieben eingehen müssen, die traditionell Hauptschulabsolventen vorbehalten waren. Letztere müssen sich mit dem Restangebot begnügen. Schüler mit weniger gutem oder ohne Hautschulabschluss sowie Sonderschüler finden zumeist keinen, in großen Ausnahmefällen einen für die übrigen Absolventen völlig unattraktiven Ausbildungsplatz.

Das Interesse der Industriebetriebe an dem dualen System ist gesunken

Seit Jahrzehnten war in erster Linie die  Industrie für die Anpassung des dualen Systems  an den technologischen Fortschritt  und damit seiner Weiterentwicklung verantwortlich. Seit Jahren ist die Ausbildungskapazität der großen Industriebetriebe rückläufig, das hat nicht nur konjunkturelle sondern ebenfalls strukturelle Gründe. Zum einen verringert sich fortlaufend das Arbeitsvolumen im Produktionsbereich und zu anderen hat die kostengünstigere betriebliche Einarbeitung von Absolventen von Fachschulen, Fachoberschulen, Berufsakademien an Bedeutung zugenommen, zumal während der betrieblichen Einarbeitungszeit innerhalb einer Gruppe Berufseinsteiger, für den Betrieb die Möglichkeit zum Selektieren besteht.

Das duale System bietet keine Weiterbildungsmaßnahmen an

Die berufliche Ausbildung im dualen System ist für das Gros der Absolventen nach der Facharbeiter- bzw. Gesellen- oder Gehilfenprüfung beendet. Maßnahmen beruflicher Weiterbildung in Betrieben und  überbetrieblichen Institutionen werden in der Regel nur von Großbetrieben durchgeführt. „Offenbar gelingt es Absolventen einer Lehre weniger, mit zunehmenden Alter sich schnell wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes anzupassen“ (OECD).   Dadurch steigt die Gefahr der Arbeitslosigkeit für Ausgebildete im dualen System im Vergleich zu Hochschulabsolventen ständig an. Im Lebensalter von 55  bis 59 Jahren ist für sie das Risiko arbeitslos zu werden etwa doppelt so hoch wie bei Akademikern.

Es besteht akuter Handlungsbedarf für eine  Reform der Berufsausbildung im dualen System!

PS. Dieser Beitrag beruht auf einem Leserbrief an die LZ, der, weil noch nicht veröffentlicht, offensichtlich im Papierkorb gelandet ist.

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Autor: Johannes Wiesinger

bearbeitet: 24.01.2019









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