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Die
SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT |
Hans
Meine
Sachanalyse, aus zwölf Quellen zusammen gestellt :
Die
SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT
Freie bzw. liberale Marktwirtschaft,
soziale Marktwirtschaft, gelenkte
Marktwirtschaft, kapitalistische Marktwirtschaft, ökosoziale Marktwirtschaft
oder nur schlicht: Marktwirtschaft
-
Begriffe, die in
politischen Diskussionen in
Arbeitskreisen und bei Versammlungen sowie in Stammtischrunden insbesondere
jetzt, vor der nächsten Bundestagswahl, herum schwirren.
Häufig werden sie gedankenlos oder aus Unkenntnis
synonym verwendet.
Um
dieses Wissensdefizit zu beheben,
sollte im Politik
Meine
nachstehende Sachanalyse weist folgende
Struktur auf:
Die
Grundstruktur der Wirtschaftssysteme
Allgemeines Charakteristikum der Wirtschaft in praktisch allen Ländern
ist die arbeitsteilige Produktion. Zum Funktionieren benötigt das System
ein
Das
Modell der reinen
Marktwirtschaft
Die reine Marktwirtschaft basiert auf dem Grundsatz der vollen
Selbstverantwortung und wirtschaftlichen Handlungsfreiheit
aller beteiligten Individuen. Eine
große Anzahl von selbständig wirtschaftenden Menschen
trachtet danach, ihre Bedürfnisse so weit als möglich zu befriedigen,
und über ihre Arbeitskraft im Prinzip frei zu verfügen.
Ein Teil von ihnen verfügt über
sachliche Produktionsmittel, wie Kapital oder/und Grund
und Boden, über die sie ebenfalls
frei disponieren können. Der Staat greift nicht
in das freie Spiel der Marktkräfte
ein, der einzelne kann im Bereich der Wirtschaft tun und lassen, was er will,
darf allerdings nicht mit dem Strafgesetz in Konflikt kommen. Jeder entscheidet
frei, wie und an welchem Ort er seine Arbeitskraft
einsetzen will, und sofern er Kapital besitzt, darf
er darüber frei verfügen
z.B., eine Fabrik errichten, ein Handelsgeschäft eröffnen, Landwirtschaft betreiben
etc. Für die produzierten Sachgüter
und Dienstleistungen, die er anbietet, darf er beliebige Preise fordern. Es
herrscht völlige Freiheit des Konsums, jeder kann die Güter und Mengen
verbrauchen, die er begehrt.
Es
leuchtet ein, dass dieses chaotische System
einen Koordinationsmechanismus benötigt, das ist der Markt mit der sich
dort vollziehenden Preisbildung. Die
Preisvorstellungen der Anbieter und der Nachfrager sowie die angebotenen und
nachgefragten Mengen unterscheiden sich im Normalfall voneinander. Stellen die
Marktbeteiligten fest, dass sich ihre Absichten nicht verwirklichen lassen,
werden Korrekturen an den Preis
Konsumentensouveränität
oder Produzentensouveränität ?
Die Rollenverteilung ist im Marktmodell, wie oben beschrieben, eindeutig.
Strittig ist, ob die Nachfrager am realen Markt, tatsächlich so souverän sind,
wie oben beschrieben. Hierzu zwei gegensätzliche Meinungen:
These A: Die Verbraucher lenken die Produktion von Gütern nach ihren Bedürfnissen.
Sie können durch die Macht ihrer Wünsche als Nachfrager am Markt die Richtung
und Stärke der Güterherstellung bestimmen. Jeden Tag aufs Neue finden diverse
Abstimmungen statt. Jeder Einkauf entspricht einer Stimmabgabe. Durch
informierende Werbung werden die Verbraucher wirksam unterstützt. Durch immer
bessere Qualität ihrer Produkte bemühen sich die Anbieter um die Gunst ihrer
Kunden.
These
B: Die Konsumenten sind am Markt
praktisch machtlos. Ihre Willensbildung wird mit Hilfe der Werbung stark
beeinflusst, dadurch entsteht ein absatzgünstiges Konsumklima. Von
„Konsumzwang“ oder „Konsumterror“ ist in vielen Fällen die Rede. Die
„geheimen Verführer“ (Vance Packard) versuchen, mit ihrem Griff nach dem
Unbewussten die Kunden zu bewegen, ihr Geld für etwas auszugeben, was sie gar
nicht brauchen, ein Musterbeispiel ist die Mode.
Modell
und Realität: Die gelenkte Marktwirtschaft
Alle existenten Wirtschaftssysteme sind Mischsysteme,
die sich partiell stärker am Modell der Zentralverwaltungswirtschaft oder
am Modell der Marktwirtschaft orientieren.
So
können z. B, in einem überwiegend marktwirtschaftlich orientierten System u.
a. die Sektoren Außenhandel oder Landwirtschaft zentral verwaltet werden bzw.
umgekehrt in einem dem Modell der Zentralverwaltungswirtschaft nahe stehenden
Wirtschaftssystem u. a. die Nachfrager freie Entscheidungsmöglichkeiten auf dem
Wohnungs
Jede praktizierte Marktwirtschaft wird, um die gesteckten Ziele möglichst
sicher und direkt zu erreichen, durch den Staat gelenkt. Um die
Eigengesetzlichkeit der Marktwirtschaft jedoch nicht zu beeinträchtigen, darf
der Staat nicht punktuell lenken, z.B. durch Kontingentierung und
Bewirtschaftung von Rohstoffen, Zuteilungen auf Grund von Bedarfsprüfungen von
Devisen, Importen durch besondere Genehmigungen, Investitionslenkung durch
Bewilligung der einzelnen Vorhaben.
Die
staatlichen Eingriffe müssen globaler Natur sein, sie müssen zu einer Veränderung
der Marktdaten führen, an denen sich alle Marktteilnehmer nach
freiem Ermessen orientieren können Der Staat kann sich selbst am Markt
beteiligen (Ankauf von Überschüssen bzw. Lieferung aus eigenen Beständen), er
kann durch Zölle angebotene und nachgefragte Mengen beeinflussen, er kann durch
Konzessionszwang den Zutritt potenter Teilnehmer zum Markt regeln etc.. Die
Beeinflussung des Marktes kann weiterhin durch die staatliche Geld
Die
Funktionen des Wettbewerbs
Wettbewerb dient als
Instrument der Auslese und der Förderung von Leistung und Fortschritt.
Er kann nur in einem Spielraum zwischen vollständiger Konkurrenz (unendlich
viele Marktteilnehmer) und Oligopol (wenige, minimal zwei Anbieter) herrschen.
Um Benachteiligungen am Markt aus dem Wege zu gehen, wird jeder Marktteilnehmer
um Leistung und Fortschritt bemüht sein. Wettbewerb birgt jedoch stets die
Gefahr in sich, dass nicht nebeneinander und parallel um die Gunst der anderen
Marktseite geworben wird, sondern konträr zum Wettbewerbsgedanken miteinander
und gegeneinander, ggf. auch mit unerlaubten Mitteln. Deshalb war es notwendig,
in Form von Gesetzen und Verordnungen, ein System zum Schutz der
Existenz und Qualität des Wettbewerbs sowie zu seiner inhaltlichen
Ausgestaltung zu erlassen: Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, Rabattgesetz.
Zugabeverordnung, Warenzeichengesetz. Patentgesetz, Gesetz gegen
Wettbewerbsbeschränkung.
Wettbewerb in reiner Form beschreibt Böhm folgendermaßen:
„Der
Wettbewerb ist in erster Linie ein Entmachtungsinstrument. In einer
Wettbewerbswirtschaft ist jeder von allen, aber keiner von einem bestimmten
anderen abhängig. Dass jeder von allen abhängig ist, ist eine Folge der
Arbeitsteilung und des Tausches. Dass sich aber diese Abhängigkeit eines jeden
von den Wirtschaftsplänen und Wirtschaftsreaktionen aller nicht verschärft zu
einer Abhängigkeit eines jeden oder wenigstens eines großen Teiles der
Individuen von der Willkür und dem Gutdünken bestimmter einzelner Individuen führt,
das ist eine Folge des Wettbewerbs. Der Wettbewerb kann uns nicht freimachen von
der Furcht vor Schicksalsschlägen, vor Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger, aber
er macht uns, indem er uns die Möglichkeit gibt von einem bestimmten
Lieferanten, Kunden, Arbeitgeber, Kreditgeber usw. auf viele andere
auszuweichen, zwischen ihnen auszuwählen, frei von der Furcht vor der Macht der
Menschen.“
Der
durch die Wettbewerbsfreiheit gekennzeichnete Wirtschaftsprozess
kann Ergebnisse zeitigen, die von der Gesellschaft als sozial nicht tragbar
angesehen werden. Die Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft sieht vor, dass
eben diese Ergebnisse korrigiert werden müssen. Die Umverteilungsaufgabe
fällt dabei dem Staat zu. Er hat die ursprüngliche Einkommens
Die
Wirtschaftsordnung als Teil der Gesellschaftsordnung
Alle Entscheidungen einer Volkswirtschaft werden
von drei großen Gruppen getragen: Von Haushalten, von Unternehmen
und vom Staat, der sich sowohl als Haushalt als auch als
Unternehmer und dazu noch als Gestalter der Wirtschaftslenkung betätigen
kann. Jeder Entscheidungsträger im Wirtschaftsprozess ist an Normen gebunden,
die sein wirtschaftliches Handeln eingrenzen oder zumindest mitbestimmen. Sie
sind erzwingbar, wenn sie vom Staat rechtlich abgesichert worden sind. Normen
können Vorschriften für die Geltung wirtschaftlicher Vereinbarungen aufstellen
(z B. Wechselrecht, Recht der Kaufverträge ) oder wirtschaftliche Vorgänge
(z.B. Lieferpflicht,
arglistige Täuschung, Beschränkung
der Arbeitszeit) inhaltlich regeln.
Im
ersten Falle spricht man von formalen, im zweiten von materiellen
Normen . Die Gesamtheit der Normen, die das wirtschaftliche Handeln der
Entscheidungsträger einer Volkswirtschaft bestimmen, nennt man Wirtschaftsordnung.
Sie ist als Teilordnung der
ganzheitlichen Lebensordnung einer Gesellschaft anzusehen und daher inhaltlich
bestimmt durch das Verhältnis von Staat und Wirtschaft. Die
Wirtschaftsordnung regelt letztlich drei Komplexe:
Die privaten Eigentumsrechte
Die
wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen, einschließlich die
Gestaltung der Einzelwirtschaften die durch Vereinigung von Menschen zu gemeinsamen
Werken soziale Gebilde sind.
Die
ökonomischen Beziehungen zwischen den einzelnen Menschen und dem Staat.
Die
Sozialordnung als Teil der Gesellschaftsordnung
„Das Bekenntnis des Grundgesetzes zum Sozialstaat bedeutet nicht die
verfassungsrechtliche Fixierung einer bestimmten Wirtschafts
Das
Sozialstaatsprinzip ist mehr als ein
bloßer Programmsatz ohne rechtliche Verbindlichkeit. Andererseits wird seine
Tragweite überzogen, wenn es als grundgesetzlicher Imperativ zur Verwirklichung
aller möglichen sozial
Die Aufgabe des Staates erschöpft sich heute nicht mehr im Schützen,
Bewahren, nur gelegentlichen Intervenieren. Er ist eine planende, lenkende,
leistende, verteilende Macht, ohne die soziales Leben gar nicht mehr vorstellbar
ist. Das Sozialstaatsprinzip enthält im übrigen insoweit eine Bestandsgarantie,
als es die sozialen Errungenschaften, z.B. das Sozialversicherungs
Made
in Germany: Die soziale Marktwirtschaft
Grundlage der Wirtschaftsordnung in der Bundesrepublik ist das
Grundgesetz. Die gegenwärtige Wirtschafts
Die Konzeption der „Sozialen Marktwirtschaft“ wurde vornehmlich von
den Professoren Müller
„Eine
ordnungspolitische Idee, deren Ziel es ist, auf der Basis der
Wettbewerbswirtschaft die freie Initiative mit einem gerade durch die
marktwirtschaftliche Leistung gesicherten sozialen Fortschritt zu verbinden. Auf
der Grundlage kann ein vielgestaltiges und vollständiges System sozialen
Schutzes errichtet werden.“
An
anderem Ort heißt es:
„Sinn
der Sozialen Marktwirtschaft ist es, das Prinzip der Freiheit auf dem Markte mit
dem des sozialen Ausgleichs zu verbinden. — Nur in einem marktwirtschaftlichen
System vermögen die alle Schichten umfassenden, in ihrer Marktposition überdies
schwach gesicherten Konsumenten die Wirtschaft nach ihren Bedürfnissen zu
lenken. Der Preisapparat ist nach heutiger Einsicht ein unentbehrlicher Koor
Diese
Orientierung am Verbrauch bedeutet bereits eine soziale Leistung der
Marktwirtschaft. In gleicher Richtung wirkt die durch das Wettbewerbssystem
gesicherte und laufend erzwungene Produktivitätserhöhung als eine soziale
Verbesserung
Die Ziele der
Sozialen Marktwirtschaft in Schlagworten:
Zur
Diskussion: Marktwirtschaft und Menschlichkeit
Prof. Dr. Ulrich Döring,
Universität Lüneburg, Institut für Betriebswirtschaftslehre, Lehrstuhl für
Rechnungswesen und Steuern: „ Zur Wirtschaft mit menschlichem Antlitz“
(Festvortrag zur feierlichen
Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Wirtschafts
„ (1)
Warum wird der Marktwirtschaft immer wieder ein unmenschliches Antlitz
attestiert?
Für die Kritiker des marktwirtschaftlichen Systems ist
die Antwort klar: Gegenwärtig orientiere sich unternehmerisches Handeln
ausschließlich am Renditedenken, also am Eigennutz. Orientierten sich
Unternehmer nicht am Eigennutz, sondern am Gemeinwohl,
Ist
diese einseitige Schuldzuweisung gerechtfertigt? Anders gefragt: Orientieren die
Nichtunternehmer ihr wirtschaftliches Handeln am Eigennutz oder am Gemeinwohl?
Fragt der Sparer,
der 30 TDM bei seiner Bank anlegen will, oh der daraus kreierte Bankkredit auch
wirklich nur sozial Schwachen zugute kommt, oder fragt er nach der Höhe seiner
Guthabenzinsen?
Erkundigt sich die
Hausfrau auf dem Wochenmarkt nach der sozialen Situation der Marktfrau oder
fragt sie nach der Größe, dem Preis und der Frische der Eier?
Erkundigt sich der
Käufer eines Computers nach der Sicherung inländischer Arbeitsplätze durch
den Hersteller oder fragt er nach dem Preis und der technischen Leistungsfähigkeit
des Gerätes?
Eigennutz im wirtschaftlichen Handeln beschränkt sich keineswegs auf die Unternehmerseite. Eigennützige Nachfrager fragen nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Damit setzen sie die Anbieter unter Wettbewerbsdruck. Die Unternehmer sind gezwungen, den von den Nachfragern ausgelösten Wettbewerbsdruck auf die Faktormärkte weiterzugeben. Verzichten Unternehmer im Sinne vermeintlichen Gemeinwohls auf eine Senkung der Arbeitskosten durch Rationalisierung oder Produktionsverlagerung ins Ausland, werden sie von leistungsorientierten Nachfragern gnadenlos abgestraft.
Die Marktwirtschaft hat sehr wohl ein menschliches Antlitz: In ihr spiegelt sich das tatsächliche Verhalten aller Marktteilnehmer. Solange das tatsächliche menschliche Verhalten auf den Märkten nicht von Nächstenliebe, sondern vom Eigennutz dominiert wird, werden die Schwachen in Bedrängnis gebracht: Der nichtwettbewerbsfähige Unternehmer wird ebenso vom Markt verdrängt wie der nichtwettbewerbsfähige Arbeitnehmer.“
Antwort
von Dipl.
„
Abschließend einige Gedanken zu Ihrer ersten Frage im Festvortrag:
Das
Modell der Marktwirtschaft kennt keine Menschen und kann damit auch kein
menschliches Antlitz haben, auch nicht im metaphorischen Sinne. Am Markt stehen
sich Anbieter und Nachfrager gegenüber, die
sich unter genau definierten Bedingungen rational verhalten und
konsequent die Ziele Gewinnmaximierung bzw. Nutzenmaximierung verfolgen. Die
‘reine Marktwirtschaft’ mit atomistischer Marktstruktur ist auf dem
Grundsatz der vollen Selbstverantwortung und wirtschaftlichen Handlungsfreiheit
der Individuen aufgebaut.
In
der Realität der Sozialen Marktwirtschaft dagegen existieren Nonprofit
Für
die Diskussion über die real existierende Soziale Marktwirtschaft in der
Bundesrepublik Deutschland gebe ich folgendes zu bedenken:
Trotz
staatlicher Reglementierung werden Preise immer öfter durch Marktmacht von
Kartellen dazu von Monopolen und Oligopolen bestimmt und nicht durch Angebot
und Nachfrage geregelt. Man beachte z.B. den Treibstoffmarkt.
Jeder
Anbieter bestimmt die Höhe des Preises
für ein Gut selbst. Es bleibt ihm überlassen, inwieweit er
Marktdaten bei der Festlegung der Preise berücksichtigt bzw. welche
Gewinnmarge er akzeptiert. Man beachte z.B. die Preisdifferenzen am europäischen
Automarkt, am Arzneimittelmarkt und
am Waschmittelmarkt.
Im
Gegensatz zu den Anbietern haben Nachfrager
eines Gutes am Markt in der Regel keine Kenntnis von den im
betrieblichen Produktionsprozess kombinierten Produktionsfaktoren
hinsichtlich Art, Quantität und Qualität, sie wären hoffnungslos überfordert,
wollten sie sich dieses Hintergrundwissen beschaffen.
Der
Preis ist bei Kaufentscheidungen lediglich eins von mehreren Kriterien.
Nachfrager sind immer öfter
bereit, einen höheren Preis für umweltfreundliche Produkte i.w.S.
zu zahlen. Man beachte z.B. die Märkte der Güter
Papier, Nahrungsmittel, Teppiche.“
Der Fachbeitrag wurde weder gekürzt noch inhaltlich verändert.
19.02.15
Wiesinger