Im Lüneburger Kreisboten lese ich die Überschrift: “Entscheidung für ein (Schul)-Leben“ und frage mich, ob die Überschrift richtig gewählt ist. Handelt der Beitrag vom Leben in der Schule oder von der "Entscheidung für eine Schullaufbahn?“ Auf jeden Fall erfährt der Leser die Zensuren in den Zwischenzeugnissen von drei Schülern/Schülerinnen und die drei zugehörigen Trendempfehlungen:

Hauptschule, Realschule, Gymnasium

Berichtet wird ebenfalls von Beratungsgesprächen zwischen Lehrern und Eltern.

Das Zwischenzeugnis eines der genannten Schülers weist die folgenden Zensuren auf: “Deutsch und Sachkunde drei, Mathe vier, Englisch zwei ..." (ergibt einen Durchschnitt von 3,0) Konsequenz: „Die vorläufige Empfehlung lautet Realschule“.

Was sagen diese Ziffern, „Noten“ genannt, über den Schüler insbesondere über seine Eignung für eine Schullaufbahn aus?

Ein Blick z.B. in eine Verordnung des Kultusministers in Niedersachsen * interpretiert die Ziffern (Noten)

„Die Leistungen in Deutsch und Sachkunde waren befriedigend,
in Mathe ausreichend und in Englisch gut…“

und schließlich ausführlich:

"Die Leistung in Deutsch und Sachkunde entspricht im Allgemeinen den Anforderungen,
in Mathe weist die Leistung zwar Mängel auf, entspricht aber im Ganzen noch den Anforderungen, in Englisch entspricht die Leistung voll den Anforderungen….“ ?

*) Tabelle 1 Auszug aus der Nds BbSVO
Nds BbSVO Auszug

Demgegenüber werden an Gymnasien in der Sekundarstufe II die Leistungen in Studienbüchern testiert. Hier wird ein Punktesystem, wie in Tabelle 2** dargestellt, angewandt.

**) Tabelle 2 Auszug aus der BbSVO
Punktesystem Sekundarstufe

Würde man die oben genannten Zensuren in Punkte umsetzen, so hätte der Grundschüler
in Deutsch und Sachkunde jeweils 7 oder 8 oder 9 Punkte,
in Mathe 4 oder 5 oder 6 Punkte,
und in Englisch 10 oder 11 oder 12 Punkte.
(Das ergibt insgesamt maximal 36 oder minimal 28 Punkte, eine Spanne von 8 Punkten!)
Die Frage muss gestattet sein:
Liegt der besagte Schüler mit seinen Noten an des Spitze oder am Ende der Spanne?
Tendiert er mit seiner Leistung eher zum Gymnasium oder zur Hauptschule?
All das lässt sich aus dem anfangs angeführten Notenspiegel nicht ablesen.

Es kommt noch heftiger:
Die Schulinspektion im Auftrage des Niedersächsischen Kultusministers wendet ein völlig anderes Bewertungssystem an.
Sie finden den „Unterrichtsbeobachtungsbogen für BBS in Niedersachsen (August 2005)“ unter der lfd. Nummer 42 „Mit einem Mammutinstrument über eine Stippvisite berichten“
auf Zeuschners Seiten bei www.kfztech.de.
Vorgegeben sind für die Schulbesuche 4 (Haupt-)Kriterien (K) und über 21 Teilkriterien (TK) dazu 116 ausgewählte Unterrichtsbeispiele/Indikatoren. Letztere werden in drei Stufen bewertet:
mit ++ d.h.: trifft in besonderem Maße zu
mit + d.h.: trifft zu
mit – d.h. : trifft nicht zu
mit 0 d.h.: nicht zu beobachten.
Die Kriterien werden bewertet:
mit 4: stark d.h. : alle der bewerteten TK im + Bereich, mindestens 1TK ++
mit 3 : eher stark als schwach d.h. : mindestens 50% der TK im + Bereich
mit 2 : eher schwach als stark d.h.: weniger als 50 % der bewerteten TK im + Bereich
mit 1 : schwach d.h. : kein TK im + Bereich
Muss man, angesichts dieser Fakten und Zahlen nicht sagen: Hier wird die Bewertungspraxis der Sekundarstufe I und II völlig auf den Kopf gestellt?

Zum Abschluss meines Beitrags >GEGEN DIE ZENSURENGLÄUBIGKEIT< füge ich – ohne Kommentar –
Ausschnitte aus dem Zeugnis eines Zweitklässlers und danach den Lernentwicklungsbericht einer Fünftklässlerin von einer Integrierten Gesamtschule an:

Zeugnis Zweitklässler
Zeugnis

Lernentwicklungsbericht Fünftklässlerin 1. Schulhalbjahr 2010/11

Am Ende dieser Bestandsaufnahme muss die Frage gestattet sein:
Zensurenwirrwar, wozu, weshalb ??!!

ANHANG: 2 Zeugnisse von meinem Wechsel von der Dorfschule auf die Oberschule:

Zeugnis alt

Hans Dietrich Zeuschner

Der Fachbeitrag wurde weder gekürzt noch inhaltlich verändert.

Johannes Wiesinger
bearbeitet: 19.02.2015
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